Heute ist Earth Day, Tag der Erde. In Deutschland steht der globale Gedenktag in diesem Jahr unter dem Motto „Jeder Bissen zählt. Schütze was du isst – schütze unsere Erde“ und betont damit die Relevanz einer gesunden und nachhaltigen Ernährung. Seit 51 Jahren wird der 22. April weltweit genutzt, um auf Umweltproblematiken aufmerksam zu machen und unser Konsumverhalten zu überdenken.
Was steht heute auf deinem Speiseplan? Wo kaufst du ein und wie viel davon landet regelmäßig im Müll? Mit dem diesjährigen Motto „Jeder Bissen zählt. Schütze was du isst – schütze unsere Erde“ stellt der Earth Day die Ernährung in den Mittelpunkt: „Die Erde und das Klima brauchen Zeit, um sich von rücksichtsloser Ausbeutung zu erholen. Jeder Bissen zählt, damit sich die Erde erholen kann", erklärt Thomas Dannenmann, Präsident von Earth Day Deutschland. Der globale Gedenktag hat seinen Ursprung in den 1970er Jahren und wird mittlerweile in fast 200 Ländern gefeiert.
In Deutschland werden jährlich über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln weggeschmissen, von denen fast 40 Prozent auf den Endverbraucher zurückzuführen sind – also uns Konsument*innen. Dass wir unsere Teller überhaupt täglich füllen können, haben wir den Bestäubern zu verdanken. „Jeder dritte Bissen hängt von der Bestäubung durch Insekten wie Bienen ab“, so Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Frisches Obst und Gemüse sei sogar fast vollständig abhängig von der Insektenbestäubung. Doch der Einsatz von Pestiziden, die Verbreitung von Monokulturen und die Auswirkungen des Klimawandels lassen Lebensraum und Nahrungsquellen der Bestäuber immer mehr schwinden. „Dies hat zur Folge, dass mittlerweile rund 300 von 560 heimischen Wildbienenarten auf der Roten Liste stehen“, erklärt Bourgeois.
„Eine Studie im Auftrag der Europäischen Union, warnt vor den Folgen einer ausbleibenden Bestäubung durch Bienen für europäische Verbraucher*innen. Das sollte uns alarmieren“, betont der Bienenretter. So könnten gesunde Lebensmittel bald zum Luxusgut werden. „Wer wird sich für 5 Euro noch einen Apfel leisten können?", fragt sich Bourgeois. Der Schutz von Bienen und Insekten liege daher auch in unserem finanziellen Interesse. Ein weiteres Problem für die Umwelt sieht Bourgeois in der künstlichen Bestäubung. „Tomaten im Gewächshaus werden oft durch gezüchtete Hummelvölker bestäubt. In Nordamerika kam es so zur Verbreitung von Krankheiten mit der Folge eines Massensterbens von wilden Hummelarten“, erzählt Bourgeois.
„Gerade im Hinblick auf die Covid-Pandemie sollte uns allen deutlich geworden sein, wie wichtig ein bewussterer Umgang mit Natur und Umwelt ist“, betont Bourgeois. Dazu gehöre möglichst biologisch erzeugte, regionale und saisonale Nahrungsmittel zu konsumieren. Dennoch sollte man konventionell erzeugte Lebensmittel nicht pauschal verteufeln. „Gerade kleinbäuerliche Betriebe, die auf kleinteiligen Feldern mit Feldecken für Vögel, Blühstreifen für Insekten und Fruchtfolge arbeiten sowie einen gesunden Humusboden aufbauen oder extensive Landwirtschaft betreiben, sind unterstützenswert“, betont Bourgeois. Diese bilden den Gegenpol zur intensiven Landwirtschaft und achten auf die Förderung der Biodiversität, indem sie beispielsweise wenig Pestizide oder künstliche Düngemittel verwenden.
„Bio-Lebensmittel machen im Hinblick auf Insekten- und Klimaschutz vor allem dann Sinn, wenn die Lebensmittel auch aus der Region kommen“, so Bourgeois. Der Bienenretter wünscht sich mehr Toleranz für Obst und Gemüsen mit kleinen „Macken“: „Meine Großtante kaufte nur Äpfel mit sichtbarem Wurmloch. Sie war der Überzeugung, dass nur ein Apfel mit Wurm "Bio" sein kann“, erinnert er sich. War der Apfel hingegen makellos, sei ihr dieser schon verdächtig vorgekommen. „Natürlich gibt es auch Bio-Lebensmittel, die optisch nicht der Norm entsprechen. Aber auch das sind gute Lebensmittel, die mit viel Arbeit und Ressourcen erzeugt wurden. Wegwerfen ist daher zu schade!", so Bourgeois. Denn jeder Bissen zählt.
Artikel: Elisa Kautzky