Einen Monat lang kein Rasenmähen – schaffst du das? Die weltweite Aktion „Mähfreier Mai“ will damit mehr Artenvielfalt in unsere Gärten bringen. Für einen insektenfreundlichen Garten gilt nämlich: Weniger ist mehr.
Gartenbesitzer:innen aufgepasst: Der „Mähfreie Mai“ hat begonnen. Ähnlich wie beim “Veganuary”, bei dem man einen Monat lang auf tierische Lebensmittel verzichtet oder dem No-Shave November, bei dem der Rasierapparat in der Schublade bleibt, gilt es auch bei dieser Aktion, einen Monat lang auf etwas zu verzichten. In diesem Fall: Kein Rasenmähen.
Die Mitmachaktion der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 findet ihren Ursprung im britischen „No Mow May“ und setzt ein Zeichen für mehr heimische Artenvielfalt.
Gerade in England haben viele Gartenbesitzer:innen einen monotonen, grünen Rasen. „Aus Sicht der Insekten sind das grüne Wüsten, die ihnen weder Nektar noch Nistplatz bieten“, sagt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Die Insekten bräuchten eher Totholz, Laub und Pflanzenstängel, um Nistplätze zu finden oder mit dem Material Nester zu bauen.
Löwenzahn, Klee und Gänseblümchen werden oft als Unkraut abgestempelt
„Wertvolle Wiesenpflanzen wie Löwenzahn, Klee und Gänseblümchen werden dabei leider oft als Unkraut verschrien, obwohl sie für die Bestäuber einen hohen ökologischen Wert haben“, sagt Bourgeois. Gerade im Mai sind viele Insekten aktiv. Teilweise kommen sie gerade aus der Winterruhe und suchen ein neues Zuhause, teilweise haben die Weibchen bereits die ersten Eier gelegt.
Durch das frühzeitige Rasenmähen werden somit nicht nur überstehendes Gras, sondern auch der Nachwuchs abgemäht. Raum für ökologische Vielfalt bleibt da nicht. Für einen insektenfreundlichen Garten gilt deshalb: Weniger ist mehr, Stichwort: Lazy Gardening.
Eigentlich eine Entlastung – einen Monat lang keine Mäharbeit. Daran kann man sich gewöhnen. Belohnt werden nicht nur die Ohren der Nachbarn. „Der Mähfreie Mai wird eine Vielzahl an Insekten in deinen Garten locken. Ein herrliches Erlebnis für Augen und Ohren“, betont Bourgeois. Statt maschinellem Surren darf man währenddessen dem harmonischen Summen der Bienen lauschen.
Nicht nur im Land der Rasenflächen (England) sind die grünen Wüsten verbreitet, auch in Deutschland reihen sich graue Steinwüsten an golfplatzähnliche Wiesenflächen.
Auf Mähen verzichten erhöht den Nektarreichtum einer Wiese
Dabei weiß man: Je mehr Vielfalt auf einer Wiese blüht, desto besser für die Insektenwelt. Durch den Mähfreien Mai können heimische, nektarreiche Wildpflanzen wieder hervorkommen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Anteil an nektarreichen Blüten sogar um ein Zehnfaches erhöht, wenn auf das Mähen verzichtet wird.
Wenn sich die Nachbarn wundern, kann man sie ja überzeugen, mitzumachen. Wer hält länger durch? Denn auch im Sommer und Herbst freuen sich Insekten über eine „wilde Ecke“ im Garten, die nicht bearbeitet wird. „Quasi ein privates Mini-Naturschutzgebiet“, so Bourgeois.
Dazu empfehlen wir eine Wildblumenwiese mit heimischen Arten zu pflanzen – die braucht auch viel weniger Wasser als eine Rasenfläche. „Was angesichts der zukünftigen Wasserknappheit nicht zu unterschätzen ist“, betont Bourgeois.
Generell sollte man beim Schneiden und Mähen von Blumenwiesen mit Bedacht vorgehen. „Wir empfehlen behutsam von innen nach außen vorzugehen, so haben die Insekten noch rechtzeitig die Chance zu fliehen“, so Bourgeois. Zu guter Letzt handelt es sich bei einer Rasenfläche nun mal um einen Lebensraum für allerlei Lebewesen. Übrigens: Im Gegensatz zu Blumenwiesen gehören Blühflachen ohne Gräser in der Regel nur einmal im Jahr am besten im zeitigen Frühling gepflegt.
Artikel von: Elisa Kautzky