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Essbare Wildkräuter – Für Bestäuber und Menschen

Basilikum, Thymian, Schnittlauch und Petersilie sind uns wohlbekannte Kräuter. Ein Blick in die freie Natur zeigt: Es gibt so viel mehr. Davon profitieren auch Bestäuber.

Rosmarin, Lavendel, Thymian
Lavendel, Rosmarin und Thymian sind vielen bekannt. Aber hast du schonmal einen Löwenzahn-Salat zubereitet? Foto: gate74

Wer oft mit frischen Kräutern kocht, darf sich gerne in der Natur mal umschauen. Statt hochgezüchtete Pflanzen aus dem Supermarkt zu kaufen, gibt es in unseren Wäldern und Wiesen heimische Wildkräuter zu entdecken. „Durch den Fokus auf kultivierte Pflanzen gerieten die Wildkräuter in Vergessenheit und somit auch die Vielfalt unserer Ernährung“, betont Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Dabei können wir mit heimischen Wildkräutern leckeren Kräuterquark, einen Wildkräutersalat oder einen Kräutertee zaubern - und das, ohne eine Münze für die Kräuter auszugeben.


Für eine angemessene Zubereitung muss man keine Kräuterhexe sein. Von manchen Pflanzen wie Bärlauch, Löwenzahn oder Wiesensalbei können sowohl Blüte als auch Blätter verwendet werden. Bei Margeriten und Gänseblümchen jeweils nur die Blüten, beim Spitzwegerich nur die Blätter. “Es ist wichtig, sich ausreichend zu informieren, um nicht aus Versehen giftige Pflanzen zu pflücken. Gleiches gilt ja auch für Pilze. Wildkräuter sind zudem kein Gemüse. Sie enthalten viele Wirk- und Bitterstoffe, daher nur in Maßen genießen”, betont Bourgeois.

Bärlauch
Wilder Bärlauch. Foto: Logga Wiggler
Maiglöckchen
Maiglöckchen. Foto: Igor Kon

Kräuterapps und Waldtouren für Anfänger

Achtung: nach Knoblauch riechender Bärlauch lässt sich beispielsweise leicht mit dem süßlich duftenden Maiglöckchen verwechseln, dessen Verzehr für uns Menschen giftig ist. “Als Wildkräuter-Anfänger empfiehlt es sich, Kenner um Rat zu fragen oder bei einer Wildkräutertour anzumelden. Inzwischen gibt es auch ganz brauchbare Apps, die bei der Kräutersuche unterstützen können”, sagt Bourgeois.

Auch Insekten profitieren von den heimischen Wildkräutern - insbesondere, wenn sie zu verschiedenen Jahreszeiten blühen. Daher nie die ganze Pflanze herausreißen und nur einzelne wenige Blätter, Stängel oder Blütenstände pflücken. Schließlich soll für die Insekten etwas übrig bleiben und die Pflanze nicht eingehen. Sehen wir uns ein paar Wildkräuter genauer an:

Brennnessel

Brennnessel
Brennnessel. Foto: Helga

Die berüchtigte Brennnessel (Urtica dioica) findet man auf feuchten Böden in Auenwäldern sowie an Wegrädern und Ufern. Die Blätter sind dunkelgrün und nach vorne hin spitz. Bei Berührung kann das Nesselgift entweichen, was zu Hautirritationen und Brennen führen kann. „Das Gift dient eigentlich der Abschreckung vor Pflanzenfressern“, erklärt Bourgeois. Beim Einsammeln also die Handschuhe nicht vergessen. „Am besten vor der Blüte im Sommer ernten, dann schmeckt sie besser“, empfiehlt Bourgeois. In der Küche eignen sich die jungen Blätter für Gemüsepfannen und Aufläufe oder Uromas Brennnesselsuppe, aber auch als Tee wird das Kraut eingesetzt. Im Garten nützt die Brennnesseljauche als Pflanzenschutz und Dünger.

Raupe auf Brennnessel
Eine Raupe sitz auf der Brennnessel. Foto: Helga

Während Brennnesseln bei uns Menschen oft eher unbeliebt sind, können manche Insekten ihre Fühler nicht von der Pflanze lassen. “Brennnesseln sind wichtige Futterpflanzen für Bestäuber”, betont Bourgeois. Einige Schmetterlingsarten legen zudem ihre Eier auf den Blättern ab. Sobald der Nachwuchs geschlüpft ist, kann sich dieser von den Blättern ernähren. “Leider werden Brennnesselbestände in unseren Orten immer öfter platt gemacht”, bedauert Bourgeois.


Gänseblümchen

Das unscheinbare Gänseblümchen (Bellis perennis) wächst in Gruppen auf sonnigen Wiesen und Weiden. „Über Nacht und bei Regen schließt sich die Blüte“, erklärt Bourgeois. Die Blühphase ist relativ lang: Von März bis November blühen die weiß-gelben Blüten. Diese sind essbar und eignen sich frisch für Salate, als Kräuterbutter oder Dekoration sowie getrocknet als Tee.

 Seit dem Mittelalter werden Gänseblümchen auch als Heilpflanze bei Husten oder Magen-Darm-Problemen verwendet, zum Beispiel als Sirup. „Ihre Inhaltsstoffe sollen den Stoffwechsel anregen“, sagt Bourgeois. Auch Bienen fliegen auf diese Pflanze. “Zwar hat ein einzelnes Gänseblümchen im Vergleich zu anderen Blühpflanzen wenig Nektar und Pollen, dafür wachsen die weiß-gelben Blumen oft in großen, bunten Teppichen”, erklärt Bourgeois.

Gänseblümchen
Gänseblümchen. Foto: kareni

Löwenzahn

Löwenzahnsalat
Löwenzahnsalat. Foto: Andrea

Den gelben Löwenzahn (taraxacum officinale) findet man fast überall. Von der Wurzel bis zur Blüte kann man fast alle Teile der Pflanze verwenden. „Mit der Wurzel kann man ‚Muckefuck‘ herstellen, eine Art Kaffee-Ersatz, regional und ohne Koffein“, sagt Bourgeois. Hierfür werden die Wurzeln gesäubert, getrocknet und in einer Pfanne geröstet, bevor per Kaffeemühle oder Mixer fein gemahlen werden. 

Blätter und Blüten eignen sich für Salate oder als Tee. Der Korbblütler ist eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge.


Weiße Taubnessel

Die Weiße Taubnessel (Lamium album) wächst an Hecken, Zäunen und Waldrändern. Optisch ähnelt sie der Brennnessel, besitzt jedoch keine Brennhaare und dafür weiße Lippenblüten. Die jungen Blätter eignen sich für Salate, Brot und Aufläufe. Die Blüten können als Dekoration verwendet werden. „Für einen Taubnessel-Tee kann man sowohl Blätter als auch Blüten verwenden“, sagt Bourgeois. Die lange Blühphase macht dieses Kraut besonders attraktiv für eine Bienenweide. “Der Nektar ist jedoch nur für Insekten mit einem langen Rüssel zugänglich, wie zum Beispiel Acker- oder Waldhummeln”, erklärt Bourgeois.

Weiße Taubnessel
Die Weiße Taubnessel wird gerne mit der Brennnessel verwechselt. Foto: Hans

Text: Elisa Kautzky