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Ein deutsch-französisches Bienenfest in Frankreich

Bühne Bienenfest
Silvia Gobert-Keckeis, Vorsitzende des Deutsch-Französischen Vereins in Buc, heißt alle Bienenfreunde herzlich Willkommen. Foto: Elisa Kautzky
Buffet Zelt
Ein Buffet, das auch den Bienen schmecken würde. Foto: Elisa Kautzky

Im französischen Buc, in der Nähe von Versailles, hat der deutsch-französische Verband Afa ein mehrsprachiges Bienenfest organisiert. Bienenretter war vor Ort.

Buc (Frankreich). An einem Samstagnachmittag im Mai in Buc, einer französischen Kleinstadt in der Nähe von Versailles, haben sich viele Bienenfans zum ersten deutsch-französischen Bienenfest versammelt. Darunter deutsche Familien, die in Frankreich leben, deutsch-französische Familien und Franzosen, die sich für Deutschland interessieren. 

Im Innenhof einer Grundschule wurden ein Zelt und eine Bühne aufgebaut, gegenüber steht eine Reihe von Tischen mit verschiedenen Stationen. Dort können die Familien mit ihren Kindern zum Beispiel einen Blumenkranz binden, Samenbomben bauen, oder essbare Blumen probieren mit verschlossenen Augen. Im Hintergrund laufen deutsche Kinderlieder, es wird mal Deutsch, mal auf Französisch gesprochen. Der 4-jährige Lénie baut gerade eine Bienenkerze. Für das Bienenfest hat er sich sogar als Biene verkleidet. Ob er später beim Kostümwettbewerb mitmachen will? “Na klar”, sagt er. 

Kind baut Bienenkerze
Der 4-jährige Lénie ist stolz auf seine Bienenkerze. Foto: Elisa Kautzky

Honig geschleudert
Frisch geschleuderter Honig. Foto: Elisa Kautzky

Mittlerweile füllt sich der Pausenhof. In einem Klassenzimmer zeigen zwei französische Imker, wie Honig eigentlich hergestellt wird. Und zwar genauso, wie in Deutschland. Dafür haben die Honigbienen natürlich schon vorgearbeitet und fleißig Honig in den Waben produziert. Diese Waben werden dann von den Imkern bearbeitet. Zuerst werden die Wachskappen mit einem Schaber aufgemacht. Dann kommt das ganze in die Schleudertrommel und wird einmal ordentlich geschleudert, bis sich der ganze flüssige Honig gelöst hat. Aus einem kleinen Hahn am unteren Ende kommt dann der fertige Honig heraus - vor den staunenden Augen der Kinder. 

Honigkuchen und Lavendelsirup

Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es ein Buffet mit Honigkuchen, Obstkuchen und Wasser mit Lavendelsirup. Das würde auch den Bienen gefallen! Die schwirren auch munter über den Pausenhof. Angst hat aber niemand. Das liegt auch an Expertinnen wie Nadine von “Les Ruches de Buc” mit ihrem Lern-Bienenstock, die den Kindern alle möglichen Fragen zur Biene beantworten. “Wie viele Arten von Bienen gibt es in Frankreich?”, fragt ein Kind. “Etwa 2.000 Arten.", sagt die Hobbyimkerin und Biologin. Wie viele Bienen gibt es in Buc? “In der Stadt Buc gibt es 150 Stöcke an Honigbienen”, erzählt sie. Die Zahl der Wildbienen sei jedoch schwer einzuschätzen.


Was hilft bei einem Stich? “Auf keinen Fall sollte man versuchen, den Stachel mit den Fingern herauszuziehen, weil sich so das Gift noch mehr verteilt. Stattdessen mit einer Karte, zum Beispiel einer Kreditkarte, gegen die Richtung herausschieben", erklärt sie. Auch mit etwas Hitze oder einer halben Zwiebel kann man die Wirkung des Gifts reduzieren. Wie viele Bienen arbeiten für ein Kilo Honig? “Etwa 6.000 Bienen müssen 15 Tage lang arbeiten und legen dabei eine Strecke zurück, die fast viermal um die Erde reicht”, erklärt sie.

Imkerin Nadine
Imkerin Nadine von "Les Ruches de Buc". Foto: Elisa Kautzky

Wie in Deutschland wird auch in Frankreich ein Großteil des Honigs aber importiert. “Wir konsumieren viel mehr Honig, als wir produzieren”, erzählt Nicki Ganaye von dem deutsch-französischen Verein Afa in Buc, die die Idee für das Bienenfest hatte. Der Honigkonsum in Deutschland sei aber trotzdem höher als in Frankreich: Etwa ein Kilo im Jahr pro Deutschen und etwa 600 Gramm im Jahr pro Franzosen.

Honig oder Zuckersirup?

Im Labor kann man überprüfen, ob der Honig echt ist, oder es sich nur um Zuckersirup handelt, indem man analysiert, ob sich in dem Honig Spuren von Pollen befinden. Wenn man im Honig mindestens 70% Lavendelpollen findet, können Imker den Honig in Frankreich als “Lavendelhonig” betiteln, erzählt Imkerin und Biologin Nadine. Und wie weiß man, ob der gekaufte Honig aus dem Supermarkt auch wirklich Honig ist? “Für Zuhause gibt es auch einen Trick: Einen Löffel Honig in ein Glas Wasser geben. Wenn er heruntersinkt und dort bleibt, ist es sehr wahrscheinlich Honig. Wenn es sich um Zucker handelt, bleibt er oben schwimmen”, erzählt sie.

 Zum Schluss darf man natürlich auch den französischen Honig probieren: Einen Herbsthonig, für den die Bienen fleißig Ahorn und Kastanienbäume angeflogen haben und einen Rapshonig, der weich wie Butter schmeckt und in Frankreich sehr typisch ist.

Bienenretter Biene Sabine
Foto: Elisa Kautzky

Bienenretter war beim Bienenfest vor Ort und hat die Familien darüber aufgeklärt, wie wichtig der Einsatz für Honig- als auch Wildbienen ist. Dazu konnten die Teilnehmenden auf unsere deutschen und französischen Infohefte sowie pädagogischem Material über Bienen und Bestäuber zurückgreifen.  

Auch mit den Gefahren für Bienen wird sich an diesem Tag beschäftigt. Ähnlich wie in Deutschland fehlt es in Frankreich an ausreichenden Blühpflanzen und Nistmöglichkeiten, zudem ist Lichtverschmutzung ein verbreitetes Problem. Dazu kommt der Einsatz von Pestiziden, die verbreitete Varroa-Milbe sowie sehr trockene Sommer, die zu Hungersnöten bei den Bienen führen. Zumindest in Buc versuchen viele Bienenfans, ihren Garten aufblühen zu lassen. Und gegen die Lichtverschmutzung tut die Gemeinde auch etwas: “Wir haben einen dunklen Korridor geschaffen, eine Trame Noire. Das heißt, dass von Mitternacht bis etwa 6 Uhr morgens die Lichter in dieser Straße ausbleiben ”, erzählt Jean-Christophe Hilaire, stellvertretender Bürgermeister in Buc und zuständig für das Thema Umwelt.


Bienen-Kostümwettbewerb

1,5 jähriges Kind im Bienenkostüm
Die jüngste Biene an diesem Tag ist 1,5 Jahre alt. Foto: Elisa Kautzky
kind als Imker verkleidet
Der 5-jährige Hugo hat sich besonders Mühe gegeben. Foto: Elisa Kautzky

Das Highlight des Bienenfestes ist der Kostümwettbewerb: Etwa zwanzig Kinder haben sich herausgeputzt und ein Bienenkostüm angezogen - mal mit, mal ohne Flügel. Manche waren sogar besonders kreativ: So wie der 5-jährige Hugo, der sich als Imker samt Kopfschutz verkleidet hat. Jedes Kind darf einmal kurz auf die Bühne treten und sein Kostüm präsentieren. Die jüngste Teilnehmerin ist die 1,5 -jährige Caroline. Gewinnerin ist Laya mit ihrer Biene Maja. Herzlichen Glückwunsch an alle kleinen Bienen!

Artikel: Elisa Kautzky