Was der französische ‘Planet-Score’ mit Bienenrettung zu tun hat

In Frankreich wird derzeit ein nachhaltiges Produktlabel getestet: Der ‘Planet-Score’ misst den Einfluss von Lebensmitteln auf Klima, Tierwohl & Umwelt - und somit auch auf unsere pelzigen Freunde.

Wie umweltfreundlich ist mein Einkauf? Seit eineinhalb Jahren läuft in Frankreich die Testphase für den sogenannten ‘Planet-Score’. Damit reagieren die französischen Forschenden auf das steigende Interesse der Verbraucher:innen, umweltbewusster zu konsumieren. „Dieses Produktlabel gibt auf einen Blick eine Übersicht über Ökobilanz und vier weiteren Indikatoren der Lebensmittel, die in meinem Einkaufskorb liegen“, erklärt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter.

Der Planet-Score wurde vom Technischen Institut für biologische Landwirtschaft in Frankreich (ITAB) entwickelt und wird von 16 Umweltverbänden unterstützt. Das wissenschaftlich geprüfte Produktlabel spiegelt die Umweltauslastungen der Produkte wider und soll die Konsument:innen in ihrer Kaufentscheidung unterstützen. Bisher nehmen acht französische Supermarktketten mit insgesamt knapp 1.000 Produkten an der Testphase teil.

Planet Score in Frankreich
Der Planet Score. Bild: (c) ITAB Institut de l'Agriculture et de l'Alimentation Biologiques planet-score.org

Die farbige Buchstabenampel auf den Verpackungen reicht von einem öko-grünen A bis zum gefährlich-dunkelrotem E. Neben der Gesamtnote bewertet der Planet-Score die Lebensmittel im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Biodiversität und das Klima sowie den Einsatz von Pestiziden. Tierische Produkte enthalten einen gesonderten Indikator für das Tierwohl und die Haltungsform.

Weniger Greenwashing, mehr echtes nachhaltiges Handeln

Gegenüber anderen Labeln wie dem ‘Eco-Score’, der nur eine Endnote vergibt, lassen sich mithilfe des Planet-Scores Produkte derselben Kategorie wie beispielsweise Salat besser vergleichen. Befürworter der Umweltkennzeichnung wie die Bienenretter erhoffen sich dadurch auch einen Wandel zu umweltgerechten Konzepten in der Produktion. „Eine rote und somit schlechte Bewertung im Hinblick auf den Pestizideinsatz wird nicht nur Konsument:innen abschrecken, sondern auch viele Produzenten und Händler unter Druck setzen, weg vom Greenwashing hin zur echten Reduktion von Pestiziden“, betont Bourgeois.

Bei der Entwicklung des Labels waren auch zahlreiche Bienenschutzorganisationen beteiligt. „Anbaumethoden wie der Einsatz wie der Einsatz von Pestiziden haben große Auswirkungen auf Bienen und andere Bestäuber“, betont Bourgeois. Laut Umfragen der Verbraucherorganisation UFC-Que-Choisir ließen sich insgesamt 87 Prozent der Konsument:innen in ihrem Kaufverhalten von der bunten Bewertung des Planet-Scores beeinflussen. 84% der Befragten nannten den Einsatz von Pestiziden und 80% die Auswirkungen auf die Biodiversität als ausschlaggebenden Indikator.

Frau im Supermarkt
Das Produktlabel soll Konsument:innen beim umweltfreundlichen Einkauf unterstützen.

In den kommenden Wochen soll die französische Regierung einen Abschlussbericht vorlegen. Mehrere NGOs und Umweltgruppen in Frankreich sprechen sich für die flächenweite Einführung des Planet Scores aus. Kritikern hingegen reiche der Planet-Score insbesondere im Bereich der Biodiversität nicht aus. „Wie beim Nutriscore können sich zudem schlechte Werte in einem Bereich durch gute Wette in einem anderen ausgleichen“, erklärt Bourgeois. Dies könnte in manchen Fällen einen falschen Eindruck von Nachhaltigkeit erwecken

Orientierung für bienenfreundliche Produkte

Nachhaltiges Handeln gelingt nur mit der Transparenz und Vergleichbarkeit von Produkten untereinander. „Dennoch bieten die gesonderten Ampeln für Biodiversität und Pestizide wichtige Indikatoren zur Orientierung für Verbraucher:innen, denen der Schutz von Insekten wie Bienen am Herzen liegt", so Bourgeois. Solange es keinen eigenen Bee-Score gibt, bleibt der Planet-Score eine sehr gute Orientierung, sich für bienenfreundliche Produkte zu entscheiden. Bourgeois fügt hinzu: “In Deutschland ist die Einführung des Planet-Score noch nicht geplant. Hoffentlich müssen wir nicht so lange warten wie auf die Lebensmittelampel Nutri-Score.”

Artikel: Elisa Kautzky