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Weniger Insekten, mehr Krankheiten: Wie sich das Artensterben auf die Gesundheit auswirkt

Wir sollten uns mehr um unsere Insekten kümmern. Immerhin verdanken wir ihnen einen Teil unserer Gesundheit.

Bestäubung
Foto: Dirk Daniel Mann

"Oft sind es Tiere wie Insekten – die Arten, um die wir uns am wenigsten kümmern –, die der menschlichen Bevölkerung den größten Nutzen bringen: Sie bestäuben Nutzpflanzen, tragen zu gesunden Böden bei und bekämpfen Schädlinge", schreibt The Guardian-Autorin Phoebe Weston in einem Artikel über das Artensterben.

Leider erfreuen sich Wildtiere oftmals weniger an Beliebtheit als beispielsweise Hunde oder Katzen. Das hat zur Folge, dass vielen nicht mal bewusst ist, dass die Wildtierpopulation in den letzten 50 Jahren durchschnittlich um 70 Prozent zurückgegangen ist. Dass das nicht ohne Folgen bleibt, kann man sich denken: 24 Prozent der wirbellosen Tiere gelten mittlerweile als vom Aussterben bedroht.


Dazu gehören auch unsere fleißigen Bestäuber, ohne die unser Obst und Gemüse nicht mal ansatzweise so nahrhaft wäre. “Immer mehr Studien können nachweisen, dass Lebensmittel, die von Insekten bestäubt wurden, qualitativer besser sind als solche, die künstlich bestäubt wurden. Obst und Gemüse, das von Bestäubern besucht wurde, wird in der Regel größer und ist reicher an Vitaminen und Mineralstoffen”, sagt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative.

Mit den schwindenden Lebensräumen und Nahrungsquellen für diese Bestäuber, lässt jedoch auch die Bestäubungsleistung nach. In der Wissenschaft spricht man vom Phänomen des "Bestäubungsdefizits". Weniger Bestäubung bedeutet nämlich auch weniger Produktion und schlechtere Qualität. “Je weniger gesunde Lebensmittel wir zu uns nehmen, wie frisches Obst und Gemüse aus ökologischen Anbau, desto mehr Krankheiten hat unsere Ernährung zur Folge”, sagt Bourgeois.

Weltweit gehen bereits heute bis zu fünf Prozent der Obst- und Gemüseproduktion durch unzureichende Bestäubung verloren. Dies führt zu etwa 420.0000 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr, die auf einen geringeren Verzehr gesunder Lebensmittel und die daraus resultierenden Krankheiten zurückzuführen sind, so die Forschenden.

Alles hängt zusammen

Gesunde Pflanzen und gesunde Böden bedingen ebenfalls einander. Gesunde Pflanzenökosysteme, die ausreichend bestäubt wurden, können die Wasserwege sauber halten, indem sie Schadstoffe filtern. Somit verdanken wir den Bestäubern sogar unser sauberes Wasser! Das Problem: Es gibt immer weniger gesunde Wasserökosysteme. Zudem gelten laut der Vereinten Nationen mindestens 33 Prozent der weltweiten Böden bereits als geschädigt. Nicht nur der Klimawandel spielt dabei eine große Rolle - auch unser Verhalten hat Auswirkungen auf die Umwelt.

Kurz gesagt: Alles hängt zusammen. Ohne Bestäuber gibt es keine gesunden Pflanzenökosysteme, ohne gesunde Pflanzen kein sauberes Wasser und keine gesunden Böden, ohne gesunde Böden, keine gesunden Pflanzen. Ohne Bestäubung keine gesunde Ernährung.

Aber - wir können etwas dagegen tun und den Bienen etwas zurückgeben. Zum Beispiel, indem wir unseren Garten, Balkon oder Marktplatz aufblühen lassen mit insektenfreundlichen Pflanzen. Indem wir auf Pestizide verzichten und Nistplätze schaffen. Und indem wir andere darüber aufklären, wie wichtig Bestäuber für die Gesundheit sind.